Freitag, 4. Dezember 2009

"Na das ist doch kein Beinbruch" ...von wegen! - ein etwas längerer Eintrag

An Diegos drittem Tag in Berlin, es war ein Dienstag, habe ich mich ausführlich über den Abschluss einer Hundekrankenversicherung beraten lassen - dummerweise ohne gleich einen Vertrag abzuschließen. Unmittelbar danach haben wir einen Spaziergang im nahegelegenen Park gemacht, bei dem es zu Diegos folgenschwerem Unfall gekommen ist.

Im Park hat der Kleine sich unvermittelt auf seine vier Buchstaben gesetzt und war nicht zu bewegen, auch nur einen Schritt weiter zu gehen. Also habe ich ihn locker an seiner 3 m langen Leine gehalten und bin ein paar Schritte vorausgerannt, um ihn zum Laufen zu animieren - ein folgenschwerer Fehler!

Diego ist nämlich tatsächlich sofort losgelaufen und mir von hinten so zwischen die Beine geraten, dass ich ihn beim Rennen quasi in die Beinschere genommen habe. Glücklicherweise bin ich dabei nicht auf den Hund gefallen... Die Folgen hätten für Diego noch schrecklicher sein können. Aber auch wenn ich mir etwas gebrochen hätte, hätten wir ein weiteres Problem gehabt - wer hätte Diego die nächsten Monate die Treppen hinauf und herunter tragen sollen?

Aber auch so kam es schlimm genug...

Ein herzzerreißender Schrei des kleinen Hundes hat den ganzen Park alarmiert, so dass einige Passanten zusammengelaufen sind, um zu schauen, was denn da passiert sei. Der arme Diego hat am ganzen Körper gezittert und sein linkes Vorderbein vorsichtig angewinkelt.

Unsere Tierärztin hat keinen Bruch ertasten können und Diego zunächst auf eine Verstauchung oder Zerrung hin mit Schmerzmitteln behandelt - auch um ihm den Stress von Röntgenaufnahmen zu ersparen.
Unter den Schmerzmittel ging es ihm anfänglich deutlich besser, so dass wir schon Hoffnung hatten, dass alles doch nicht so schlimm wäre.

Nachdem Diego am Donnerstag dann offensichtlich doch wieder Schmerzen hatte, ist er geröngt worden. Auf den Aufnahmen war eine Fraktur erkennbar, so dass wir an eine chirurgische Tierarztpraxis überwiesen worden sind.
Dort wurden weitere Röntgenaufnahmen gemacht, auf denen deutlicher zu sehen war, dass Elle und Speiche im linken Vorderlauf gebrochen waren und dass vermutlich auch im Ellenbogen etwas nicht stimmte. Leider war der Chirurg selbst nicht anwesend. Die behandelnde Ärztin konnte das weitere Vorgehen erst abends telefonisch mit ihrem Kollegen abstimmen und hat uns dann telefonisch empfohlen, den Hund der Eilbedürftigkeit wegen in einer anderen Praxis operieren zu lassen. Eine andere Praxis konnte sie uns allerdings nur dem Namen nach benennen. Die Telefonnummer wusste sie nicht zu sagen. Vielleicht ist eine Zusammenarbeit zwischen konkurrierenden Praxen ja nicht üblich...?! Also haben wir uns die Telefonnummer selbst herausgesucht und durch einen kurzen Anruf erfahren, dass auch hier der Chirurg erst ab Montag wieder in der Praxis sei.

Letztendlich sind wir mit Diego zu Beginn der nächsten Sprechzeit am Freitag früh in die Tierklinik nach Düppel gefahren - allerdings musste ich vorher noch die Röntgenbilder aus der chirurgischen Praxis aus Spandau holen, denn die sind uns am Nachmittag vorher nicht ausgehändigt worden...


Herrchens ohnehin schwaches Nervenkostüm war durch die ganze Geschichte einigermaßen durchgerüttelt, so dass er einen Aufnahmeassistenten von VOX, der ganz arglos gefragt hat, ob sein Team uns für die Sendung "Menschen, Tiere und Doktoren" filmen dürfe, ganz barsch angeknurrt hat, er solle uns in Ruhe lassen. Seither muss das eine Herrchen sich von seinem Mann regelmäßig vorwerfen lassen, Diego eine zweifellos glänzende Fernsehkarriere verbaut zu haben...

In der Klinik wurde Diego nochmals gründlich untersucht und das Bein mit einem festen Kreppverband stabilisiert. Von einer OP wurde zunächst abgesehen. Allerdings wurden uns auch hier, wie schon in der chirurgischen Praxis die möglicherweise fatalen Folgen einer Verletzung der Wachstumsfugen im Ellenbogen angedeutet.









Zwei Wochen und einige Verbandwechsel später waren die Brüche im Unterarm schon gut verheilt und der Verband konnte dauerhaft abgenommen werden. Die OP des Ellenbogens wurde noch zurückgestellt. Damit die Knochenmasse sich stabilisieren konnte, sollten wir Diego sich erst mal vorsichtig bewegen lassen - keine leichte Übung bei einem Whippet. Bei einem so kleinen Whippet quasi unmöglich...
Zum Aufbau der Muskulatur durfte er aber schwimmen, so dass wir das schöne Spätsommerwetter genutzt haben und ich Diego nahezu täglich im Schlachtensee zu Wasser gelassen habe. Ich glaube, er hätte sich einen schöneren Zeitvertreib vorstellen können, aber er hat sich auch nicht allzu verzweifelt gegen das Baden gesträubt.

Zwei Wochen später wurde der Ellenbogen unter Vollnarkose mit einem Nagel gerichtet. Als ich Diego aus der Klinik abgeholt habe, wurde mir erklärt, dass er für ca. sechs Wochen absolut ruhig gehalten werden müsse und für seine kleinen und großen Geschäfte höchstens bis zur nächsten Baumscheibe geführt werden sollte - an der Leine mochte das ja gerade noch funktionieren, aber wie ich Diego beibringen sollte, dass er zuhause nicht durch die Wohnung rennen und auch nicht auf das Sofa und wieder herunter springen sollte, wurde mir allerdings nicht erklärt...

Einen Verband hat Diego diesmal nicht bekommen. Damit er nicht an seine OP-Naht gelangen konnte, hätte er eigentlich einen Trichterkragen tragen müsen. Ersatzweise habe ich ihm langärmelige Baby-T-Shirts gekauft und angezogen.

Solange der Hund noch seinen Verband hatte, bin ich mit mitfühlenden Fragen, was das arme Tier denn wohl hätte, wie das denn hätte passieren können usw. sowie mit Genesungswünschen für diesen überaus schönen Hund nahezu überhäuft worden (fast könnte man kontaktarmen Menschen empfehlen, sich nicht nur einen Hund anzuschaffen - obwohl das allein schon hilfreich wäre - sondern, sofern sich der Hund das gefallen lässt, ihm einfach auch eine Pfote möglichst dick zu verbinden - zahlreiche Kontakte wären garantiert...).
Als ich nun den mit Baby-T-Shirts bekleideten Hund ausgeführt habe, trafen nur noch mich die mitleidigen Blicke der mit einem wortlosen Kopfschütteln vorbeigehenden Passanten...

Nachdem die Fäden gezogen waren und die OP-Narbe verheilt war, durfte Diego wieder schwimmen. Da Hund und Herrchen der See nun schon zu kalt war, haben wir das Training auf das Unterwasserlaufband bei der Hundephysiotherapeutin verlegt.

Weitere acht Wochen später konnte der Nagel unter erneuter Vollnarkose schon wieder gezogen werden - und wieder sollte Diego für ca. zwei Wochen ruhig gehalten werden (naja, wir haben uns immerhin Mühe gegeben...) und durfte nochmal T-Shirts tragen.

...und inzwischen rennt und tobt Diego wieder, als wäre gar nichts passiert - Gott sei Dank (...und Dank der Klinik, dem Professor, der Physiotherapeutin, meiner Mama, Diegos Züchterin Gisela und allen anderen Freunden, die uns telefonisch und persönlich beigestanden haben, und und und...) !!!

2 Kommentare:

  1. Wie sagt man doch so schön, "die Zeit heilt alle Wunden". Tapfer habt Ihr, diesen doch ganz schön großen Leidensweg mit Geduld gemeistert. Diego kann nun endlich nach Herzenslust toben, rennen und spielen, wie es ihm gefällt. Wir wünschen ihm weiterhin ganz viel Glück und Gesundheit.

    Liebe Grüße
    Marion und die Whippchen

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  2. hallo schön zu lesen das alles wieder gut ist bei euch mir ist am 26.12.2010 fast das gleiche passiert (nicht mir sondern meiner whippet hündin fufu) elle und speiche durch schreckliches geweine einen überforderten haustierarzt einen verwirrten super teuren professor der aber gott sei dank doch eine platte in mein mädchen gebaut hat ,jetzt sind wir dabei ruhe zu üben,wiegesagt sehr schwer dem kleinen hund zu erklären jetzt nicht mehr durch den 5 tausend qm garten zu düsen dicke grüße klaudia und fu

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